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Aus der ZDF-Redaktion (Aspekte)


Volley

Empfohlene Beiträge

Sendung lief leider vor 2 Jahren.... War bestimmt interessant:

WO SIND ALL DIE FLIPPER HIN ...

... wo sind sie geblieben? Wehmut kommt auf: "Nächster Spieler Extra Ball",

"Ich hol' mir noch 'ne Bluna", "Meine Zündapp hab' ich aufgebohrt". Und

immer wieder dieser blinkende, vielfältig tönende, herausfordernde Kasten,

der Flipper.

Die "Jugendlichen" und "Halbstarken" der 60er und 70er gaben sich die

kollektive Kugel. Wer sich damals nicht auskannte mit "Double Bonus", "Hit

Target to meet your Enemy" oder den Gefahren des mit vielfacher Anerkennung

oder auch Schmach in der eigenen Clique verbundenen "Tilt", der hätte

genauso gut mit "Bay City Rollers"-Hosen zum Blues-Abend im Jugendclub

erscheinen können. Der Flipper - Initiation per Handkick, Kontaktbörse und

nicht zuletzt Taschengeldgrab, manchmal auch für Mädchen.

Gelegentlicher Nostalgie-Flip

Seit gut 20 Jahren nun sterben sie langsam aber sicher aus, diese

Dinosaurier unter den Spielautomaten - wie natürlich auch andere wichtige

Requisiten ihrer Zeit, siehe oben. Schon seit längerem haben die kleineren,

unempfindlicheren, rentableren wie auch langweilig-sterilen Videospiele den

sperrigen und zuwendungsbedürftigen, sprich reparaturanfälligen

Seitentastenkasten aus Kneipen, Discos und Spielhallen verdrängt.

Ewiggestrige Fetischisten versammeln sich noch hier und da, vereinsamt

frönen sie ihrer Leidenschaft, bei den anderen bleibt es, wenn überhaupt,

beim sehr gelegentlichen Nostalgie-Flip.

Der Todesstoß

Der Körperkult der Gegenwart macht aus unerfindlichen Gründen Halt vor

"Mata Hari" mit ihren Glitzerbällen und all den anderen Kugel-Kumpels - nur

wenige präsentieren sich noch öffentlich im physischen Kontakt, im

liebevollen Rütteln am Gehäuse, in aufschreiender Ektase nach einem

erkämpften Freispiel.

Und die Erbauer ziehen die Konsequenz: Für die wenigen noch öffentlich

aufgestellten Flipper-Exemplare wird die Einführung des Euro der finale

Todesstoß sein, denn kein Aufsteller wird die alten Kisten auf die neue

Währung umrüsten. Der Münzschlitz verschließt sich, für immer.

Chronologie eines Abschieds

Flipper gehörten, obwohl erstmals bereits vor dem letzten Krieg im

Einsatz, zu den wichtigsten Vertretern des "American Way of Life" in

Nachkriegsdeutschland. Ihre kunstvollen Namen, poppigen Designs und

hochtechnischen Funktionalitäten waren einzigartige Gesamtkunstwerke.

Spätestens mit dem Einläuten der Perestroika jedoch hatten sie ideologisch

ausgedient, ein anderes Produkt made in USA übernahm die ideologische

Speerspitze: der PC. Noch einige Jahre währte der Kampf ums Überleben, Ende

1999 dann stellte der marktführende Flipperfabrikant seine Produktion ein.

"Star Wars Episode I" hieß das letzte Modell. Es war der verzweifelter

Versuch, durch einen mit 3-D-Animationen und Specialeffects völlig

überladenen Flipper den Video-Games Konkurrenz zu machen. Der Versuch

scheiterte, "Star Wars II" erblickte nie das Licht der Röhren und Dioden.

Ein Relikt vergangener Zeiten

Und so kommt es, dass der "Pinball" - ein amerikanischer Exportschlager

wie Kaugummi oder Coca-Cola - nun zum begehrten Sammlerstück wird. Die

seltenen Modelle, wie zum Beispiel der "Rolling Stones", der "Kiss" oder

der "Guns n'Roses" - werden von altmodischen Flipper-Fans zu hohen Preisen

aufgekauft - und wandern von den Kneipen in die heimischen Keller,

Dachböden oder auch Wohnstuben. Wo sie natürlich nicht hingehören, aber

immerhin werden sie dort liebevoll gehegt und gepflegt.

Flipper im Netz

Wer alte schöne Flipper - gefangen im schönen neuen Medium - sehen will,

der nutze die unten aufgeführten Links. Leider geht das nur per schnödem

Klick, aber immerhin bekommt man da unter anderem den Flipper der Rolling

Stones zu sehen, eine literarische Flipper-Szene von Umberto Eco und den

zum Sexobjekt erklärten Flipper des amerikanischen Künstlers Edward

Kienholz. Denn: in Musik, Literatur und Bildender Kunst wird Blech-Box mit

ihren chromblitzende Kugeln überleben.

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Ewiggestrige Fetischisten versammeln sich noch hier und da, vereinsamt

frönen sie ihrer Leidenschaft

huh.gif Huch, ich bin ein Fetischist..... blink.gif

Da muß ich gleich mal meine Frau warnen... wink.gif

Und ich bin ja auch sooooo einsam... rolleyes.gif

laugh.gif

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Nichtsdestotrotz wäre das wirklich bestimmt ein interessanter Beitrag gewesen.

Aber wer weiß, vielleicht wird der ja in 5-10 Jahren noch mal wiederholt... rolleyes.gif

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@Skateball: Eher in 30 Jahren tongue.gif

Etwas Wehmut beschleicht einen ja schon beim Lesen solcher Berichte . . . zumal die Gemeinschaft der Flipperbegeisterten ja sooo klein nun wirklich nicht zu sein scheint.

Auch ein Bericht über die amerikanischen "Game Rooms" bei den privaten Sammlern würde sicher etwas Klarheit bringen, das es nicht nur eine versprengte Minderheit ist, die dem Flipper nach wie vor Tribut zollt.

Mario

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  • 2 Wochen später...

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